Wie reagieren Mentoring-Projekte auf die Corona-Pandemie? Was ist eine mögliche Alternative zum analogen Mentoring und wie lässt sich diese am besten umsetzen? Wir haben mit Rebekka Meyer von der Integra gGmbH über das Projekt „sei:dabei“ gesprochen, einem Projekt für Menschen mit Fluchterfahrung mit und ohne Behinderung.
Wie geht es euch in dieser CoronaZeit?
Natürlich ist die aktuelle Situation eine große Umstellung für uns alle, aber wir versuchen das Beste daraus zu machen. Wir haben jetzt die Chance, mehr digitale Möglichkeiten wahrzunehmen, neue Dinge zu erproben und zu erlernen. Wir hoffen, dass vor allem unsere Zielgruppen, die Ehrenamtlichen und die Mentees, Lust haben, diese neuen Möglichkeiten mit uns auszuprobieren.
Das heißt ihr sucht aktuell noch Ehrenamtliche für das Projekt. Was können die Ehrenamtlichen konkret bei euch tun?
Wir vermitteln Mentorenschaften an Menschen mit Fluchterfahrung mit und ohne Behinderung. Wir suchen Ehrenamtliche, die verbindlich und bereit sind, sich über einen definierten Zeitraum von fünf bis neun Monaten einmal pro Woche für zwei bis drei Stunden mit einer anderen Person zu treffen und diese Person bei ihren selbst gesteckten Zielen oder Anliegen zu unterstützen.
Wieviel Zeit ist erforderlich, welche Werkzeuge werden benötigt?
Normalerweise treffen sich die Mentor*innen persönlich mit den Mentees. Wie genau habt ihr das Projekt umgestellt, dass es auch ohne das persönliche Treffen funktioniert?
Aktuell vermitteln wir unsere Mentorenschaften online. Das heißt unsere Mentor*innen und Mentees treffen sich über soziale Medien oder Video-Konferenztools ein bis zwei Mal pro Woche und unterhalten sich. Sie üben Deutsch, machen Hausaufgaben oder spielen online Spiele zusammen. Einige unserer Mentees leben noch in Unterkünften oder sehr beengten Wohnverhältnissen. Mit dem Mentoring können die Ehrenamtlichen den Mentees etwas Struktur geben oder sie einfach für ein bis zwei Stunden etwas vom Alltag ablenken. Falls nötig, helfen die Mentor*innen auch, Termine bei Beratungsstellen auszumachen oder Anrufe zu tätigen.
Benötige ich dafür Technik-Kenntnisse? Wie kann ich daran teilnehmen, obwohl ich nicht digital-affin bin?
Die Ehrenamtlichen sollten entweder ein Smartphone, ein Tablet oder einen Computer mit Mikrofon und Kamera mitbringen. Besondere Technik-Kenntnisse benötigen sie nicht, jedoch die Bereitschaft, sich auf Technik und digitale Tools einzulassen und Neues zu erlernen. Das Schöne an der momentanen Situation ist ja: Wir sind alle keine Profis und lernen täglich Neues dazu. Viele Online-Tools sind so benutzerfreundlich geworden, dass wir den Mentor*innen auch am Telefon helfen können, sich mit der Technik vertraut zu machen. Sollte es aber komplizierter werden, können wir außerdem einen kostenlosen IT-Support über unseren Techniker leisten.
Wie kann man euch am besten unterstützen? Wie kann ich Euch erreichen, wenn ich Mentorin bzw. Mentor werden möchte?
Uns und unsere Mentee kann man derzeit einfach dadurch unterstützen, in dem man sich auf Begegnung und gegenseitiges Kennenlernen einlässt – auch wenn dies derzeit online erfolgen muss. Wer mitmachen möchte, erreicht uns per E-Mail. Weitere Infos findet ihr unter integra-seidabei.de.
Was habt ihr aus der Situation gelernt bzw. mitgenommen?
Solidarisches Miteinander funktioniert auch online.
Engagiert in der Coronazeit | Gut & Umgestellt
Aktualisiert: 29.04.2020